Reenactment - Geschichte als Experiment


Das Nachstellen oder vielmehr das Nacherleben antiker Geschichte gesellte sich erst spät zu den Forschungsgebieten der Altertumswissenschaften. Ende der achziger Jahre spricht man erstmals von einer "Experimentellen Archäologie."

Schriftliche Quellen, sowie Funde aus der Klassischen- und Provinzialrömischen Archäologie sind zwar wichtige Voraussetzungen für die Authentizität, geben jedoch bspw. wenig Aufschluss über die Tauglichkeit von Ausstattung und Material.


Hochinteressant wird es bei uns, wenn wir in unseren Projekten mit ballista, Kavallerie, Handwerk und Handarbeit die Texte der oft stadtrömischen Schreiber einer Prüfung unterziehen.


Wir  tragen bewusst keine einheitliche Uniform, sondern beziehen den Umbruch des republikanischen Heeres zur augusteischen Berufsarmee optisch ein. Beispielsweise ist die langsame Anpassung von Helm- und und Schwertformen in jener Zeit nicht mit der genau zu datierenden Einführung neuer Uniformen eines modernen Heeres zu vergleichen.


Via Romana

Eine Römerstraße erwacht zum Leben


Die römische Legion war nicht zuletzt für ihre Bautätigkeit bekannt.

So galten die geflügelten Worte „mit dem Spaten ein Weltreich erobert“ den genialen Architekten, Ingenieuren und der großen Masse der Soldaten des Römischen Heeres.


Unsere Heimat bietet mit der Römerstraße von Strasbourg über Tholey nach Mainz und Trier den idealen antiken Kontext.

Hier hat sich die alte Römerstraße in ihrer Landschaft bis heute als Wander- und Radweg zwischen Wiebelskirchen und Wareswald hervorragend erhalten.


Im weitgeöffneten Tal zwischen Stennweiler Wald und Faulenberger Hof liegt die ideale Fläche, wo wir in Zukunft auch Römerfeste veranstalten werden. Hier freuen wir uns vorallem, über die Unterstützung des Landwirtes Christoph Rose.


Wir, vom Verein LEGIO XIIII GEMINA e.V., haben ein Stück „via romana“ im Ottweiler Ortsteil Mainzweiler auferstehen lassen.

In Kooperation mit der Stadt Ottweiler und der tatkräftigen Unterstützung des Ortsvorstehers von Mainzweiler, Achim Wagmann, entstand im Sommer 2021, ein kleines architektonisches Ensemble aus einem Stück gepflasterter Straße, einem Meilenstein, einem Merkurschrein und einem didaktischen Schaukasten, der den früheren Querschnitt der Straße verdeutlicht.

Zwei Infotafeln runden das Bild ab.


Im Sommer 2022 wurde ein Grabstein nach historischem Vorbild am Straßenrand aufgestellt.


Für das Jahr 2023 ist der Bau einer statio, einer Pferdewechselstation, geplant. Tatsächlich muss in der Antike in unmittelbarer Nähe eine solche statio gestanden haben.

Dieses Vorhaben befindet sich noch in der Planungsphase. Wir freuen uns sehr über Spenden, die uns die Umsetzung ermöglichen!


Der Grabstein

Unsere Legionäre beim Bau

Die fertige Straße (Photo: Stephan Dinges)

Der Meilenstein (Photo: Stephan Dinges)

Legionärsleben

Beim Vorbereiten, Aufbauen und Gestalten eines römischen Marschlagers sind besondere Qualitäten gefragt.

Sicherlich habt Ihr das rege Treiben in einem solchen "castrum" bei Römerfesten schon bestaunt.

Dahinter steckt sehr viel Idealismus und Gemeinsinn.

Wir verladen unsere Ausüstung vor jedem Event gemeinam - wie alle Römergruppen.

Wir helfen uns stets gegenseitig.

Wir bauen das Lager gemeinsam auf, erfüllen es mit Leben, indem wir alle nötigen Arbeiten darin verrichten. So z.B. Trainieren, Essen kochen, Feuerholz hacken, Nachtwache schieben etc.

Also solltest Du Spaß an der freien Natur haben und gleichzeitig durchhalten, bis unsere Ausrüstung- oft am späten Sonntagabend- wieder am Sitz unserer Gruppe verstaut ist, komm zur Legion!


Lager

Formationen

Regelmäßig trainieren wir den Formationskampf. Dazu gehört das Halten einer Kampflinie, synchrones Vorrücken, Marschieren im Gleichschritt, das Bilden einer scuta muralia (lat.: Schildmauer), wie oben abgebildet.

Auch Zweikampf wird trainiert. Dabei lernen wir, wie man mit dem Schild Angriffe von Speer und Schwert richtig abwehrt und selbst angreift. sowohl im Einzel-, als auch im Gruppenkampf.

Märsche

Unsere Spezialität war gleichzeitig die Hauptbeschäftigung der Legionäre im Alltag: Der Distanzmarsch.

Sogenannte iteres führen uns entlang der Römerstraßen unserer Region zu unseren Tageszielen.

Dabei legen wir Strecken von 8 km bis 25 km zurück. Natürlich messen wir unsere Wege in Römischen Meilen.

Auch hier steht das Experiment an erster Stelle: Kein Marsch ohne Gepäck.

Jeder Soldat trägt sein eigenes Bündel auf der sog. furca, einer kreuzförmigem Tragehilfe.

Natürlich kommt aber auch hier der Spaß am Hobby nicht zu kurz.

Am Ziel angekommen, genießen wir römische Speisen und Getränke.

Helm- und Schildausstellung

Mittlerweile haben wir eine umfangreiche Helmsammlung vom 3. Jh. v. Chr. bis zur Spätantike.

Man kann sie bei unseren Einsätzen in Schulen und Museen genauso bewundern, wie bei unseren Lagern.


Unschlagbar sind wir sicher in puncto Schildevielfalt. Die Umbruchszeit zwischen Republik und Kaiserreich brachte eine große Vielfalt der Schutzwaffen hervor.

Unser Standartschild ist das "fayyum- scutum" in seiner spätrepublikanischen Form (großer, gewölbter Ovalschild), daneben zeigen wir auch Rechteckschilde, Schilde der Hilfstruppen, sowie vorbildgerechte Rundschilde.

Reiterprojekt

Geradezu eine Herzensangelegenheit ist die Ausstaffierung eines Kavalleristen um die Zeitenwende.

Hier kommt uns die historische Stationierung einer "spanischen" Reitereinheit, der ALA I Hispanorum in Mainz (Mogontiacum), zu Gute. Unser eques (lat.: Reiter) ist namentlich auf einem Mainzer Grabstein erwähnt.

Die Herausforderung bei diesem Projekt besteht darin, den Reiter vorbildgerecht auszustatten, ebenso sein Pferd.

Ein zeitgenössischer Hörnchensattel ensteht derzeit in einer Spezialwerkstatt.

Hinzu kommt eine schier endlose Gewöhnung des Tieres an optische und akustische Reize eines antiken Heeres und an das Publikum.

Derzeit haben Rufus und Batus mit einem Spezialtraining begonnen. Eine aufwändige Zaumzeugzier ist ebenfalls in Arbeit.

Neben der intensiven Beschäftigung mit dem Pferd werden interessante Ausrüstungsgegenstände- von den Sporen bis zu diversen Helmen- gerne bei unseren Auftritten präsentiert.

Die Entwicklung des Projekts können Sie in Zukunft hier verfolgen...

Scorpio & Manuballista

Eine ganz besonderes Highlight stellt unser scorpio dar.

Die einsatzfähige Torsionswaffe wurde nach antiken Vorbildern mühevoll nachgebaut.

Dazu konnten wir sowohl auf archäologische Funde (ampurias - Geschütz aus Spanien), wie auch auf antike Schriftsteller aus Griechenland und dem italischen Kernland zurückgreifen. Selbst Dimensionsberechnungen waren uns Dank Vitruvius möglich.

Die Ballista ist etwa zwei Meter lang und wird durch verschiedene Spannmechanismen in Gefechtsbereitschaft versetzt.

Bislang haben wir eine Schußweite von ca. 450 Metern erreicht.



Eine kleinere Version stellt unsere manuballista dar. Sie wurde in zahllosen Stunden und mit sehr viel Liebe zum Detail nach einem Fund aus Xanten - Wardt rekonstruiert.

Natürlich waren beide Waffenvorbilder bereits während des Prinzipats in Gebrauch.

Handwerk

Textilfärbung

Handwerk ist ein wichtiger Zweig unserer Vexilation.

Vorallem die Woll- und Stoffverarbeitung, der sich die Frauen unserer Gruppe angenommen haben, zeigt eine hohe Qualität.

Ebenso nähen wir unsere Lederutensilien selbst. Von der pera bis zum tegimentum (Legionärstasche und Schildhülle).

Unsere Schwerter sind handgeschmiedet, unsere tunicae selbst genäht, unser Essen nach römischen Rezepten gekocht, unsere Lagerausstattung selbst gebaut.

Herstellung und Reparatur von Kettenhemden

Unser Tiberius ist ein meisterlicher Kettenhemdknüpfer.

Der Stahl wird dabei zu einer Spirale gedreht und anschließend zu Ringen geschnitten. Die Ringe können dann einzeln mit Zangen auseinandergebogen werden und dann miteinander verkettet werden.

Dier Herstellung eines Kettenhemds dauert mehre Monate.

Eine echte Geduldsarbeit...

Workshops

Monatlich treffen wir uns zu Workshops, wo wir in kleinen oder großen Gruppen bauen, nähen und reparieren, was im harten römischen Alttag leidet.

Herstellung eines scutum aus Schichtholz

Medizin

Ab Augustus war, anders als im Zivilen Bereich, in der römischen Armee eine flächendeckende medizinische Versorgung am entstehen. Die Ärzte waren teils gut ausgebildete Spezialisten aus dem griechischen Osten.

Neben regional verfügbaren Heilsubstanzen wie z.B. Honig und Epheu wurden auch exotischere Substanzen wie Mastix und Weihrauch medizinisch verwendet.

Als Quellengrundlage dienen neben archäologischen Funden Dioscurides und Celsus, beides Ärzte aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Und in geringerem Maße Galen (2. Jahrhundert n. Chr.).

Die Arztbestecke sind Rekonstruktionen anhand antiker Funde.

Schmiede

Unser Schmied bei der Arbeit. Er ist gleichzeitig ein ausgezeichneter Bogenschütze und ein wichtiger Bestandteil unserer Auxiliare (Hilfstruppen)

Brauchtum

Fahnenheiligtum

Wandstoffe mit Bemalungen im 3. pompeianischen Stil zieren ein neues Projekt unserer Gruppe: Ein sacellum entsteht, ein römisches Fahnenheiligtum.

Es bildet die Heimstatt für Vexillum, Signum und Aquila und wird zukünftig im Mittelpunkt unseres Lagers stehen, wo auch das Aerarium ensteht (Legionskasse).

Lararium

Ein lararium ist ein kleiner Hausaltar, der in unseren Zelten Platz findet. Er steht im Zenturionenzelt. An ihm betet der Hausherr und bittet die Götter um Beistand,

indem er die Ahnen (Laren) seiner Familie (gens) anruft.

Tabularium

Das Tabularium ist die Schreibstube der römischen Legion. Hier werden Urkunden und Wichtige Dokumente der Legion verwaltet. Darunter Beförderungen und Fahneeide.

Auxiliare

Die auxilia waren Hilfstruppen peregriner Völker, die mit Rom verbündet waren.

Seit der Heeresreformen unter Augustus, wurden sie fester Bestandteil der römischen Taktik.

Ihre Dienstzeit lag bei 25 Jahren. Die auxilia waren das wichtigste Instrument der Romanisierung in den Grenzprovinzen.

Trugen sie in der späten Republik noch weitgend ihre eigenen Trachten und Bewaffnungen, so setzten sch während des Prinzipats immer mehr kernitalische Elemente durch.

Rom hatte erkannt, dass das große stehende Heer der Legionäre dringend ergänzende Spezialisten benötigte. So kam es zur Rekrutierung von kretischen Bogenschützen, germanischen und keltischen Kämpfern, sowie balearischen Schleuderern, die ihre Kriegskunst meistens leichtbewaffnet und mobil- im Schutze der schweren Infanterie- zeigen konnten.

Sagittarius

Unser Bogenschütze unterstützt durch seine Präzionswaffen die schwere Infanterie.

Gerne üben wir mit ihm auch den Beschuss unserer Schildreihe.

Er ist ein Highlight bei unseren didaktischen Vorführungen.

Gerbot, ein germanischer Auxiliar

Unser germanischer Kämpfer trägt hier ein ger (Speer) mit der typischen Blattform, einen sechseckigen Schild, eine leichte tunica, einen Gürtel mit entsprechenden Beschlägen, am Hals erkennt man die römische focale.